Houzzbesuch: Ein mittelalterliches Natursteinhaus am Gardasee
Die Renovierung der historischen Gemäuer hatte ihre Tücken – jetzt trifft hier Smart-Home-Technologie auf antike Möbel
Am Gardasee zeigt sich Italien von einer seiner schönsten Seiten. Die Kunden der russischen Innenarchitektin Zhenya Zhdanova waren von der Landschaft so beeindruckt, dass sie sich dort kurzentschlossen ein Ferienhaus kauften. Das alte Bauernhaus kostete nicht mehr als eine Einzimmerwohnung in Moskau, und zwar mit gutem Grund: Der Grundstücksvertrag wies die Immobilie als Ruine aus. Die neuen Eigentümer zeigten sich unerschrocken – sie freuten sich darauf, das historische Erscheinungsbild des Gebäudes wiederherzustellen. Für die Innenarchitektin wurde das Projekt zu einem wahren Abenteuer, bei dem sie nicht nur mit verfallendem Mauerwerk, sondern auch mit der italienischen Bürokratie zu kämpfen hatte.
Die erste Projektphase umfasste Arbeiten an der Baukonstruktion und der Fassade, denn das Bauernhaus befand sich in einem üblen Zustand: Die etwa 70 Zentimeter dicken Steinwände waren direkt auf dem Boden errichtet worden, und der Holzboden zerbröselte quasi unter den Füßen, wenn man darauf lief. Auch die Dachkonstruktion befand sich in marodem Zustand, lediglich die Dachschindeln waren noch gut erhalten.
Zuerst errichteten die Bauarbeiter – ganz behutsam, Abschnitt für Abschnitt – ein neues Fundament, um die Wände vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Dann brachten sie in jedem Abschnitt vertikale Metallträger ein. In einem der Erdgeschossräume gelang es ihnen sogar, das Kreuzgewölbe zu retten. Die alten Dachschindeln wurden entfernt und später wieder zur Deckung des neuen Daches verwendet.
Doch nachdem das Dach komplett abgedeckt war, gab es ein Problem: Die altersschwachen Wände begannen sich bedrohlich zu neigen, sodass es im angrenzenden Haus zu Rissen in den Wänden kam. Die Bauherren, die Ingenieure und Vertreter der Behörden trafen sich zu einer Krisensitzung, um Veränderungen am Projekt zu planen. Schließlich wurde der Rahmen des Hauses mit zusätzlichen Metallstützen verstärkt.
„Das hat das Aussehen der Wände natürlich ungünstig beeinflusst“, sagt Zhdanova. „Aber wir haben unser Bestes getan, um diese Stützen dort zu verankern, wo man sie am wenigsten sieht oder wo sie ganz unter dem Putz verschwinden konnten.“
Zuerst errichteten die Bauarbeiter – ganz behutsam, Abschnitt für Abschnitt – ein neues Fundament, um die Wände vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Dann brachten sie in jedem Abschnitt vertikale Metallträger ein. In einem der Erdgeschossräume gelang es ihnen sogar, das Kreuzgewölbe zu retten. Die alten Dachschindeln wurden entfernt und später wieder zur Deckung des neuen Daches verwendet.
Doch nachdem das Dach komplett abgedeckt war, gab es ein Problem: Die altersschwachen Wände begannen sich bedrohlich zu neigen, sodass es im angrenzenden Haus zu Rissen in den Wänden kam. Die Bauherren, die Ingenieure und Vertreter der Behörden trafen sich zu einer Krisensitzung, um Veränderungen am Projekt zu planen. Schließlich wurde der Rahmen des Hauses mit zusätzlichen Metallstützen verstärkt.
„Das hat das Aussehen der Wände natürlich ungünstig beeinflusst“, sagt Zhdanova. „Aber wir haben unser Bestes getan, um diese Stützen dort zu verankern, wo man sie am wenigsten sieht oder wo sie ganz unter dem Putz verschwinden konnten.“
Fast ein Drittel des Budgets wurde für die Restaurierung der Natursteinmauern aufgewendet – sowohl innen als auch auf der Fassadenseite. In beinahe allen Räumen ist das alte Mauerwerk heute erhalten. Hier und da wurden Fehlstellen durch historische Baumaterialien ergänzt.
Das Wohnzimmer ist eines der geräumigsten Zimmer im Haus. Besonders beeindruckend: die schmucke Bar – und natürlich das Deckengewölbe.
„Die Bauherren haben uns erzählt, dass hier früher Pferde und Kühe gehalten wurden“, sagt Zhdanova. „An einer der Wände befand sich eine steinerne Krippe, aus der die Tiere gefressen haben. Während der Renovierung fanden wir schüsselartige Töpfe, die wir an der Decke befestigten. Ursprünglich waren darin Lebensmittel aufbewahrt worden“, berichtet die Innenarchitektin.
Das Wohnzimmer ist eines der geräumigsten Zimmer im Haus. Besonders beeindruckend: die schmucke Bar – und natürlich das Deckengewölbe.
„Die Bauherren haben uns erzählt, dass hier früher Pferde und Kühe gehalten wurden“, sagt Zhdanova. „An einer der Wände befand sich eine steinerne Krippe, aus der die Tiere gefressen haben. Während der Renovierung fanden wir schüsselartige Töpfe, die wir an der Decke befestigten. Ursprünglich waren darin Lebensmittel aufbewahrt worden“, berichtet die Innenarchitektin.
Die Fenster sind unregelmäßig verteilt und alle unterschiedlich groß. Die Bauherren hatten geplant, sie regelmäßiger zu gestalten, doch die Behörden machten ihnen einen Strich durch die Rechnung: Sie urteilten, gerade diese Fenster machten den Charme der historischen Fassade aus.
Zhdanova kam daher auf die Idee, eine Glastür zu installieren, um mehr Licht in den Raum zu lassen.
Zhdanova kam daher auf die Idee, eine Glastür zu installieren, um mehr Licht in den Raum zu lassen.
Die Bar ist mit gemusterten Fliesen verkleidet. Sie wurde so bemessen, dass keine einzige Kachel geschnitten werden musste. Sie ist mit einem Waschbecken, einem Weinkühlschrank und einem Geschirrspüler ausgestattet. In einem anderen Raum des Hauses befindet sich außerdem eine voll ausgestattete Küche (nicht abgebildet).
Der Schrank hinter der Theke wurde nach einem Entwurf der Innenarchitektin gefertigt. Ein Tischler aus Padua baute ihn aus antikem Eichenholz – die Fraßspuren von Insekten gehören dazu.
„Als ich den Handwerker auf einem Markt kennenlernte, fiel mir auf, dass er neben Antiquitäten auch neue Möbel verkaufte, die er aus altem Holz hergestellt hatte. Den Schrank hat er mit traditionellen italienischen Techniken maßgefertigt. Noch nicht mal die Schiebetüren sind mit einer modernen Mechanik ausgestattet: Sie laufen in einer schmalen Nut, die er ins Holz gefräst und mit duftendem Wachs gleitfähig gemacht hat. Auch die Barhocker stammen aus seiner Werkstatt“, berichtet Zhdanova.
Der Schrank hinter der Theke wurde nach einem Entwurf der Innenarchitektin gefertigt. Ein Tischler aus Padua baute ihn aus antikem Eichenholz – die Fraßspuren von Insekten gehören dazu.
„Als ich den Handwerker auf einem Markt kennenlernte, fiel mir auf, dass er neben Antiquitäten auch neue Möbel verkaufte, die er aus altem Holz hergestellt hatte. Den Schrank hat er mit traditionellen italienischen Techniken maßgefertigt. Noch nicht mal die Schiebetüren sind mit einer modernen Mechanik ausgestattet: Sie laufen in einer schmalen Nut, die er ins Holz gefräst und mit duftendem Wachs gleitfähig gemacht hat. Auch die Barhocker stammen aus seiner Werkstatt“, berichtet Zhdanova.
Die Innenräume sind von den Natursteinwänden geprägt. Um dem Wohnzimmer eine wärmere Ausstrahlung zu geben, setzte Zhdanova gelbe Akzente. Das runde Gemälde, das einen Zitronenbaum darstellt, fand sie bei einem Antiquitätenhändler. Nach dessen Angaben stammte es ursprünglich aus einer Villa in der nördlichen Toskana, wo es bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurde. Der Couchtisch ist ebenfalls antik. Seine Tischplatte ließ die Innenarchitektin gelb lackieren, damit er zur Einrichtung passt.
Sofa: Mito Home; Teppich: Calma House
Sofa: Mito Home; Teppich: Calma House
Die Metalltreppe wirkt, als wäre sie schon älter. Sie wurde nach Zhdanovas Skizzen in einer hiesigen Werkstatt geschweißt.
„Die meisten Werkstätten im Ort sind Familienbetriebe: Die jüngere Generation kümmert sich mithilfe moderner Technologien um die Buchhaltung und den Papierkram. Die älteren Familienmitglieder sind für die kunsthandwerklichen Arbeiten zuständig. Sie bewahren die Tradition und die Qualität.“
„Die meisten Werkstätten im Ort sind Familienbetriebe: Die jüngere Generation kümmert sich mithilfe moderner Technologien um die Buchhaltung und den Papierkram. Die älteren Familienmitglieder sind für die kunsthandwerklichen Arbeiten zuständig. Sie bewahren die Tradition und die Qualität.“
Neben dem Wohnzimmer liegt ein Kaminzimmer. Der Schornstein befindet sich noch dort, wo er schon immer war. Im oberen Teil des gusseisernen Kamins befinden sich zwei Ofenkammern. Zwei Sessel, ein Kronleuchter aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ein Blasebalg und eine Reihe alter Lithographien geben dem Raum sein eigenes Flair. Eine Tür führt zu einem kleinen Gästebad, das sich zwischen dem Kaminzimmer und dem Wohnzimmer versteckt.
Weil das Gästebad nur 0,85 x 1,20 Meter misst, musste ein besonders kleines Waschbecken eingebaut werden. Bei Giallo Reale, einer Werkstatt für gelben Marmor, wurde die Innenarchitektin fündig. Der Marmorblock, aus dem das Becken gefertigt wurde, kostete ungefähr 300 Euro. Eine der Wände im Bad ist mit dem gleichen Material verkleidet.
Die Treppe führt zum Kinderzimmer, das auf einer versetzten Ebene liegt. Der Eingang wird von einer Hängelampe aus einer St. Petersburger Werkstatt beleuchtet: Ein Bündel transparenter Glaskugeln wirft ein helles Licht in den Raum, die leicht patinierten Messingbeschläge versetzen den Betrachter in die Vergangenheit.
Der Kleiderschrank aus dem 19. Jahrhundert ist lackiert und birgt ein Geheimnis: Hinter einer der Schubladen liegt ein verstecktes Fach, das nur bei vollständig geöffneter Schublade sichtbar ist.
Leuchte: Handle Studio
Der Kleiderschrank aus dem 19. Jahrhundert ist lackiert und birgt ein Geheimnis: Hinter einer der Schubladen liegt ein verstecktes Fach, das nur bei vollständig geöffneter Schublade sichtbar ist.
Leuchte: Handle Studio
Da der Raum an seiner höchsten Stelle 4,50 Meter hoch ist, hat Zhdanova mit ihrem Team ein Zwischengeschoss eingebaut, das über eine Metallleiter erreichbar ist (die ebenfalls in einer örtlichen Werkstatt gefertigt wurde). Die Kinder sind alt genug, um die Leiter sicher und ohne Probleme hochzusteigen.
Dachfenster bringen Licht in das Zimmer. Auf Knopfdruck lassen sie sich öffnen oder mit einer Jalousie abdunkeln.
Dachfenster bringen Licht in das Zimmer. Auf Knopfdruck lassen sie sich öffnen oder mit einer Jalousie abdunkeln.
Antike Flügeltüren führen vom Wohnzimmer der Kinder zum Schlafzimmer der Eltern. Sie passen fast perfekt in den ursprünglichen Raum. Alle Unregelmäßigkeiten wurden mit einem neuen Türrahmen ausgeglichen. Mit seiner ziegelroten Farbe hebt er die Türen deutlich von der Wand ab. Das hölzerne Geländer wurde in derselben Farbe gestrichen.
Alle Türen auf dieser Etage wurden diesem antiken Paar nachempfunden. Sie wurden jeweils weiß gestrichen und von einem Restaurator so behandelt, dass sie alt wirken.
Alle Türen auf dieser Etage wurden diesem antiken Paar nachempfunden. Sie wurden jeweils weiß gestrichen und von einem Restaurator so behandelt, dass sie alt wirken.
Vom Schlafzimmer geht die Terrasse mit Blick auf den See und die Altstadt ab. „Tagsüber ist es ziemlich heiß, aber abends kann man hier essen, den Wein der umliegenden Weingüter trinken, die Lichter auf der anderen Seite des Sees betrachten, die Musik aus den Restaurants am Ufer genießen und sich von Sternschnuppen zu Wünschen inspirieren lassen“, schwärmt die Innenarchitektin.
Bett: Mito Home
Bett: Mito Home
Auch wenn die Renovierung den historischen Charakter des Gebäudes bewahrt hat, gibt es einige sehr moderne Details: Die Heizung ist an ein Smart-Home-System angeschlossen, mit dem sich vieles fernsteuern lässt. Die Besitzer können schon mal die Heizung einschalten, während sie noch in Russland auf ihren Flug warten – und wenn sie ankommen, ist das Haus angenehm warm.
In die Wände sind Lautsprecher eingebaut. Sie sind an ein gemeinsames Netzwerk angeschlossen, aber es ist auch möglich, in jedem Raum unterschiedliche Musik zu hören.
In die Wände sind Lautsprecher eingebaut. Sie sind an ein gemeinsames Netzwerk angeschlossen, aber es ist auch möglich, in jedem Raum unterschiedliche Musik zu hören.
Das Bett und die Textilien sind die einzigen modernen Gegenstände im Schlafzimmer. Das älteste Stück ist ein Kleiderschrank aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
„Er ist ziemlich clever konstruiert“, sagt Zhdanova. „Die Türen lassen sich aus den Scharnieren entfernen, und die Oberseite kann einfach abgehoben werden.“ Auch der Rumpf des Möbelstücks lässt sich in ein oberes und ein unteres Teil zerlegen. „Ein simples, aber effektives Design – so gelang es, den großen Schrank auch durch kleine Türen zu bekommen.“
„Er ist ziemlich clever konstruiert“, sagt Zhdanova. „Die Türen lassen sich aus den Scharnieren entfernen, und die Oberseite kann einfach abgehoben werden.“ Auch der Rumpf des Möbelstücks lässt sich in ein oberes und ein unteres Teil zerlegen. „Ein simples, aber effektives Design – so gelang es, den großen Schrank auch durch kleine Türen zu bekommen.“
Beim Renovieren der Wände entdeckten die Bauarbeiter im Gästezimmer zwei versteckte Nischen. Sie werden nun mit Leuchten hervorgehoben. Das Kopfteil des Betts wurde aus einer antiken bemalten Tür gefertigt. Zufällig hatte sie dieselbe Länge, die auch für das Bett eingeplant war.
Die Eichenkommode, die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt, ist ebenfalls traditionell bemalt. Ihr altes Holz ist noch so gut erhalten, dass es keiner Restaurierung bedurfte.
Textilien: Zara Home
Die Eichenkommode, die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammt, ist ebenfalls traditionell bemalt. Ihr altes Holz ist noch so gut erhalten, dass es keiner Restaurierung bedurfte.
Textilien: Zara Home
Das zweite Gästezimmer wurde mit Fundstücken von Trödelmärkten dekoriert, darunter auch einem toskanischen Diptychon, das jetzt über dem Kopfteil hängt. Die beiden Gemälde stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Bett: Jysk; Textilien: Zara Home und Sluiz
Bett: Jysk; Textilien: Zara Home und Sluiz
Im Badezimmer gibt es nicht einen einzigen rechten Winkel, was die Einrichtung etwas komplizierter machte. Sogar der Spiegel musste angepasst werden: Auf seiner rechten Seite beträgt sein Abstand von der Wand etwa 10 Zentimeter. Auf diese Weise liegt er aber auf einer Linie mit dem Waschtisch, der aus Travertin gefertigt wurde, einem der beliebtesten Natursteine in Italien.
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Wie gefällt Ihnen das alte Natursteinhaus? Weckt es Lust auf Italien?
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Hier urlaubt: ein Paar mit seinen Kindern
In: einer Kleinstadt am Gardasee, Norditalien
Auf: etwa 150 Quadratmetern
Expertin: Zhenya Zhdanova
Fotos: Francesco Bolis
Die Häuser der Umgebung sind im traditionellen Stil des 15. und 16. Jahrhunderts gebaut: Ein Gebäude grenzt an das andere, die Wände sind aus Natursteinen gemauert, und dazwischen schlängeln sich schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster.
Acht Monate vergingen, bis die Genehmigung für den Umbau erteilt wurde. Weil das Haus auf der Liste schützenswerter historischer Gebäude stand, mussten alle Entscheidungen mit den lokalen und regionalen Behörden abgestimmt werden. Und weil es sich in einem äußerst schlechten Zustand befand, waren dafür unzählige Dokumente nötig.
„Ein ortsansässiger Architekt mit einer besonderen Lizenz kümmerte sich darum, die nötigen Genehmigungen einzuholen“, sagt Zhdanova. Dieser Architekt, Cristian Avanzi, stand mit den Behörden in Kontakt und war vor allem für Sicherheitsauflagen, Erdbebenfestigkeit und den Erhalt der historischen Merkmale verantwortlich.