Houzzbesuch: Familien-Townhouse in der Rummelsburger Bucht
Vor 9 Jahren brauchte man Fantasie: Da wurde das Artists Village inmitten Berlins gerade errichtet – eine Familie kaufte und ist heute froh
Wohnen und Arbeiten direkt am Wasser und trotzdem stadtnah – das kann Familie Tinzmann, die vor neun Jahren in einem der „Atelier-Häuser“ an der Rummelsburger Bucht in Berlin ihr Zuhause fand. 200 Quadratmeter auf vier Ebenen plus Garten und Dachterrasse mit grandioser Aussicht bieten die schlichten Townhouses, mit ihren schwarzen und weißen Fassaden. „Wir haben damals in der Zeitung gelesen, dass das Gebiet am Rummelsburger Ufer bebaut werden soll und waren sofort begeistert“, erzählen Maren und Johann Tinzmann. Sie ist Buchhändlerin, er Fotograf. Es schien genau das Richtige für die junge Familie zu sein, denn Johann konnte im lichtdurchfluteten Atelier des Hauses seinen neuen Arbeitsplatz einrichten, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Kaum zu glauben, dass es anfangs Probleme gab, Käufer für alle Häuser zu finden – heute ist die Gegend ein sehr beliebtes Wohn- und Naherholungsgebiet.
Den Grundriss und die Ausstattung des Hauses konnte die Familie maßgeblich mitgestalten und so auf ihre persönlichen Bedürfnisse eingehen. „Da wir keinen Keller haben, mussten wir zum Beispiel alternative Stauräume schaffen. Daher stehen in den oberen Fluren nun große Schränke, und im Eingangsbereich haben wir eine Abseite geschaffen, die wir hinter einem Vorhang verstecken“, sagt Johann Tinzmann.
Der Platz unter der Treppe wurde genutzt, um ein Gäste-WC unterzubringen. Durch die linke Tür geht es ins schmale, aber trotzdem großzügige Wohnzimmer.
Der Platz unter der Treppe wurde genutzt, um ein Gäste-WC unterzubringen. Durch die linke Tür geht es ins schmale, aber trotzdem großzügige Wohnzimmer.
Das Herzstück des Wohnzimmers ist eine Sitzgruppe aus den Fünfzigerjahren. Wie viele andere Möbel im Haus sind die Polstermöbel Erbstücke, die einen gelungenen Kontrast zur gradlinigen zeitgenössischen Architektur bilden.
Das schlichte Sideboard aus Metall ist ein weiterer Blickfang. Erst beim genaueren Hinschauen erkennt man, dass es sich um ein umfunktioniertes Lastenregal handelt. „Ich habe ein einfaches Metallregal auseinandergesägt und der Länge nach neu zusammengefügt“, erzählt Tinzmann. Eine super Idee, da das Sideboard so beliebig erweiterbar ist! Die dunkel gerahmten Fotografien über dem Sideboard stammen von Oliver Möst, einem befreundeten Fotokünstler, von dem es im Haus noch eine weitere Arbeit zu sehen gibt.
Schon im Wohn- und Esszimmer bekommt man ein Gefühl für den Einrichtungsstil der Familie: Altes, das geschickt mit Neuem kombiniert wird. Es gibt viel zu entdecken, und fast jedes Möbelstück hat seine eigene Geschichte zu erzählen. So auch der Esstisch von Maren TInzmans Ururgroßvater aus Süddeutschland – ein geschichtsträchtiges Stück, an dem schon viele Familienmitglieder zusammenkamen. Die Freischwinger sind teilweise neu, teils auch Flohmarktfunde, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben und so mit dem Tisch über alte Zeiten plaudern können.
Die Küche ist mit zwei hohen Schränken ausgestattet, die ein großes Fassungsvermögen haben. Auch in der alten Anrichte ist viel Platz für Küchenutensilien.
„Nur auf der Arbeitsfläche wird’s schon mal chaotisch“, erzählt Tinzmann. Um den Herd herum wird die hellblaue Arbeitsplatte von Edelstahl abgelöst. Der gerahmte Kunstdruck harmoniert perfekt mit der Farbe der Arbeitsplatte. Die gelben Lampen, Birnen in einer schlichten Fassung, wählten die Tinzmanns bewusst in der Komplementärfarbe Gelb.
Lampen: Nordlux Leuchtenpendel, Modulor; Kunstdruck: Ron Nadel
Lampen: Nordlux Leuchtenpendel, Modulor; Kunstdruck: Ron Nadel
„Sogar in der Küche haben wir uns, wie oben in den Schlafzimmern, für Eichenparkett entschieden, denn bei richtiger Pflege verzeiht der Boden selbst im Arbeitsbereich die eine oder andere Kleckerei“, so Tinzmann. Auch fand das Paar einen einheitlichen Bodenbelag im Erdgeschoss ansprechender. Die riesige Terrassentür lässt sich zur Hälfte aufschieben und lädt in den herrlichen Garten mit Wasserblick ein.
Im ersten Obergeschoss sind die Kinderzimmer untergebracht. Hier gibt es sogar Platz für das neueste Hobby des Jüngsten, das Boxen.
Das schlichte Holzbett ist ein Entwurf von Vater und Sohn, umgesetzt und gebaut hat es die Schreinerin Doris Götz.
Folgt man der Treppe weiter nach oben, erreicht man das Elternschlafzimmer, das durch schlichte Einfachheit auffällt. Einen zentralen Platz über dem Bett nimmt das gerahmte Foto ein, das Johann Tinzmann auf Hiddensee aufgenommen hat. Die Hausbibliothek ist, zusammen mit vielen kleinen Erinnerungsstücken, in der Regalwand untergebracht.
Als Nachttisch dient ein Stuhl ohne Lehne, der eigentlich schon vor längerer Zeit restauriert werden sollte, aber mittlerweile fester Bestandteil des Raumes geworden ist.
Gegenüber dem Schlafzimmer erlebt man sein blaues Wunder – das großzügige Badezimmer, dessen Wände mit Mosaiksteinen in einem frischen Blau gefliest sind.
„Die Größe des Badezimmers mussten wir vor den Architekten schon ziemlich verteidigen. Hier hätten sie den Grundriss gerne anders geplant. Aber wir waren uns sicher, dass die Größe genau richtig für uns ist. So hatten wir auch Platz, einen abgetrennten Wäscheraum ins Bad zu integrieren“, erzählt Johann Tinzmann. Der anthrazitfarbene Boden ist gegossen und hat somit keine Fugen, die das Auge stören könnten, wie es zum Beispiel bei Linoleum der Fall wäre.
Boden: Silatex Megaplan
„Die Größe des Badezimmers mussten wir vor den Architekten schon ziemlich verteidigen. Hier hätten sie den Grundriss gerne anders geplant. Aber wir waren uns sicher, dass die Größe genau richtig für uns ist. So hatten wir auch Platz, einen abgetrennten Wäscheraum ins Bad zu integrieren“, erzählt Johann Tinzmann. Der anthrazitfarbene Boden ist gegossen und hat somit keine Fugen, die das Auge stören könnten, wie es zum Beispiel bei Linoleum der Fall wäre.
Boden: Silatex Megaplan
„Der Schubladenschrank sollte eigentlich auch nur eine Übergangslösung sein und hat eher zufällig den Weg ins Bad gefunden“, so Tinzmann. Aber irgendwie passt er gut in den Raum.
Erklimmt man die vorletzte Treppe ins dritte Obergeschoss, steht man mitten im lichtdurchfluteten Atelier, dem Arbeitsplatz von Johann Tinzmann. Mit einer Deckenhöhe von vier Metern ist das oberste Geschoss sehr viel großzügiger bemessen als die darunter liegenden Stockwerke. Von zwei Seiten kommt jede Menge Tageslicht durch die großen Sprossenfenster. Gegenüber einer gemütlichen Lümmelcouch mit Fernseher…
…steht ein Gästebett in der mit Wollteppichen ausgelegten Ecke. Die Lampen am Bett sind Designklassiker von Kaiser Idell und residieren hier auf zwei übereinander gestapelten Kartonboxen, die als Nachtische dienen. Eine Lösung, die genau so schön wie einfach ist! Über dem Bett hängt eine vierteilige Fotoreihe, ebenfalls eine Arbeit von Oliver Möst.
Das große Regalsystem von Ikea bietet Platz für so ziemlich alles, was man irgendwie unterbringen muss und hilft dabei, den großen Raum ordentlich zu halten.
Die Treppe mit Stahlgeländer führt hinauf zur Dachterrasse.
Katze Mientje sitzt besonders gerne auf den Stufen.
„Die Dachterrasse ist bisher bei der Gestaltung etwas zu kurz gekommen, obwohl sie ein so schön geschützter und sonniger Platz ist. Aber das soll sich bald ändern“, erzählt Tinzmann.
Verschiedene Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge werden familienintern schon diskutiert – von der Hängemattenlounge bis zur Hochbeet-Oase ist alles dabei. „Der Weg herauf fühlt sich manchmal ziemlich weit an“, sagt Tinzmann – aber bei der Aussicht lohnt er sich in jedem Fall!
Verschiedene Nutzungs- und Gestaltungsvorschläge werden familienintern schon diskutiert – von der Hängemattenlounge bis zur Hochbeet-Oase ist alles dabei. „Der Weg herauf fühlt sich manchmal ziemlich weit an“, sagt Tinzmann – aber bei der Aussicht lohnt er sich in jedem Fall!
In unserer Rubrik „Houzzbesuch“ stellen wir spannende Projekte der Houzz-Experten vor, aber auch originelle Wohnungen von Privatleuten. Ihr Projekt oder Ihr Zuhause passt perfekt? Dann schreiben Sie uns – und schicken Sie am besten ein paar Fotos mit!
Hier wohnen: Johann und Maren Tinzmann, ihre zwei Söhne und Katze Mientje
Auf: 200 Quadratmetern
In: einem Townhouse im „Artists Village“ in Berlin-Rummelsburg
Fotos: Maike Wagner
Die Atelier-Häuser an der Rummelsburger Bucht sind im Wechsel weiß und schwarz verputzt. Auf 200 Quadratmetern lebt es sich hier als Familie gut, zumal alle Häuser einen Garten und Ausblick aufs Wasser haben.